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Breaking News bei Facebook

Facebook Facebook als Zeitung. Facebook möchte Zeitung sein. Nicht eine. Nicht alle. Sondern die Zeitung. Für viele Menschen ist sie es bereits. Mehrfach täglich oder immer wenn es vibriert und pingt schauen sie in die Facebook-App auf dem Smartphone und lesen, was das eigene soziale Umfeld, der eigene Kosmos auf den Zeitstrahl projiziert hat.

Medien-Häuser sind fasziniert von dem Gedanken, bei Facebook wenigstens noch Leser zu finden, und zugleich nervös, was das für das eigene Geschäftsmodell bedeuten mag, schreibt nytimes.com. Inhalte von New York Times, Buzzfeed und National Geographic sollen nicht mehr verlinkt sondern direkt bei Facebook gespeichert werden. Facebook kann Reichweite versprechen und möchte die Inhalte-Lieferanten dann an den Werbeeinnahmen beteiligen.

Die Idee, Facebook in die beste persönliche Zeitung zu verwandeln, ist jedenfalls nicht neu. Die Plattform wird gewinnen. So oder so.

Zusätzlich spricht Facebook mit Vice und Vox zur Übernahme von Videos, berichtet businessinsider.com. Das kann für YouTube zur Gefahr werden.

Nimmt man dann noch die Initiative internet.org dazu, dann wird klar: Facebook möchte das Meta-Medium sein. Das Internet ist Facebook. Facebook ist das Internet.

Jedenfalls wird Facebook nicht die Fehler von AOL wiederholen. AOL leistete sich Redaktionen und kuratierte Diskussionsforen. Als AOL einen Browser integrierte und sich dem Web öffnete, leitete man den Niedergang ein. Damals war das Web noch roh und unerforscht. Heute lädt Facebook die Inhalte zu sich ein und bietet den Kunden alle Inhalte an einem Ort.

Während Deutschland noch diskutiert, ob die Implementationen von Share-Buttons vereinbar mit dem deutschen Urheberrecht sind ( Abmahnung wegen Nutzung des Facebook-Buttons bei Bild.de, Meilenstein der Anwalts-PR ) oder ob Daten europäischer Nutzer von sozialen Netzwerken problemlos an US-Geheimdienste durchgeleitet werden dürfen ( EuGH-Anhörung von Max Schrems zum Datenschutz ), dreht sich die Facebook-Internet-Welt weiter.

Die Datenschutz-Geschichte ist dennoch interessant. Sie geht einmal um die Ecke. Nach EU-Datenschutzrichtlinie dürfen Daten nicht in unsichere Länder übertragen werden. Die USA gelten als unsicher. Allerdings gibt es ein Zusatzabkommen namens Safe Harbor, das EU-Datenschutz auch außerhalb der EU definiert, und zwar als freiwillige Selbstverpflichtung ohne Kontrolle. Siemens, Microsoft, Google und auch Facebook berufen sich auch das Prinzip des „sicheren Hafens“ und können gleichzeitig nicht verhindern, dass US-Regierungsstellen sich zur Terror-Abwehr und im Rahmen der NSA-Massenüberwachung Daten geben lassen.
Schrems zielt auf Safe Harbor, denn ohne diese Regelungen oder mit geänderten Regeln, dürften Rechte von EU-Bürgern auch gegenüber Facebook gestärkt sein.

Das EuGH-Urteil wird im Sommer 2015 erwartet. Der Gerichtshof in Luxemburg hatte zum Beispiel die Vorratsdatenspeicherung gekippt, aber auch gegenüber Internet-Suchmaschinen ein Recht auf Vergessen unerwünschter Online-Inhalte in den Ergebnisseiten bei Google, Bing und anderen erwirkt.

Von so Kleinigkeiten wie Datenschutz und Urheberrecht wird sich Facebook nicht aufhalten lassen auf dem Weg zum größten Medienunternehmen der Welt mit seinen 1,4 Milliarden regelmässigen Kunden. Und das alles, ohne eigene Redaktionen für die Inhalte. Share this, kostenlos. Das kostenlose Netzwerk.
Während deutsche Medien noch mit kostenpflichtigen redaktionellen Inhalten experimentieren und den Preispunkt suchen. Egal ob man es taz.zahl ich oder taz.bin ich nennt, oder die Medienmarke à la Bild, Welt und jüngst SZ mit einem Plus versieht, oder es als Wired Membership verkauft, bin ich mir sicher, dass es über die Verknappung von Inhalten nicht läuft. Denn es gibt keine begrenzten Inhalte mehr. Wenn es nicht bei Spiegel.de steht, dann hat schon jemand bei Twitter den Link zum ersten BBC-Bericht gepostet. Während Nachrichtensprecher noch spekulieren, stehen bei Aviation Herald schon längst die Details zum Absturz der Germanwings A320 D-AIPX auf dem Flug 4U-9525. Die Inhalte sind nicht knapp. Zur Not nimmt man die von Facebook. Das knappe Gut ist die Aufmerksamkeit des Lesers. Der Kampf um den Kunden für Medienleistung und Medialeistung geht gerade in die nächste Runde. Es könnte sein, dass Facebook eine verdammt gute Ausgangslage hat.

europe-v-facebook.org möchte ein Grundrecht auf Datenschutz durchsetzen. Bei www.fbclaim.com kann man sich einer Sammelklage gegen Facebook anschließen.
Die Initiative freeyourdata.org möchte einen European Data Sovereignty Act erwirken. Das soll eine Art Datenfreiheitsgesetz werden, nach dem sich Nutzer jederzeit ihren persönlichen Datensatz aushändigen lassen können.

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  1. F wie Familie » Hightech und Blech - 28. März 2015

    […] Nutzer sollen mehr Inhalte nur noch über Facebook erreichen und neue Inhalte bei Facebook einstellen. Nach Text, Bildern und Video sollten 3D-Welten bei […]

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