tech

Instacast und die App-Ökonomie

instacast-201

App-genutzte Apps. Das plötzliche Ende der Podcast-App Instacast von Vemedio wirft unter anderm eine Frage auf: Können unabhängige Entwickler eigentlich noch leben von ihren Apps?

Das Ende von Instacast kam überraschend am Wochenende nach der WWDC. Tim Cook sagte dort jungen App-Entwicklern eine großartige Zukunft voraus. Die Marke von 100 Milliarden App-Downloads sei erreicht. Dort hatte Apple noch frohen Mutes verkündet, inzwischen und insgesamt mehr als 30 Milliarden US-Dollar an App-Entwickler ausgeschüttet zu haben. Der Umsatz mit Apps liegt demnach bei rund 43 Milliarden US-Dollar in sieben Jahren, denn Apple behält eine Provision von 30 Prozent für sich ein.

Nun ja. Im Allgemeinen ist das App-Business ein Riesenmarkt. Denn es gibt die großen Free-to-Play-Apps, die Tagesumsätze von 80.000 US-Dollar machen mit virtuellen Diamanten, Schlumpfbeeren und Wackelpudding-Pixeln.

Inzwischen ist es dennoch fraglich, ob sich Erfolgsgeschichten wie Angry Birds oder Tiny Wings mit millionen-fachen Downloads im ersten Jahr wiederholen lassen. Die Goldgräberstimmung der ersten Jahre dürfte verschwunden sein. Die Claims sind abgesteckt: Free-to-Play können sich nur die Großen erlauben. Andere sind auf App-Preise über der 1 Euro-Schwelle angewiesen, während dem hybriden Verbraucher bereits eine kostenlose App zu teuer ist, weil er im In-App-Kauf die Abo-Falle wittert.

Wie schwer es ist, mit Apps Geld zu verdienen und über die Runden zu kommen, zeigen Beispiele wie eben Instacast, Unread und auch Comfy Read.

Comfy Read - Web to Kindle Comfy Read ist eine Extension für iOS 8. Man kann Webseiten an den eigenen Kindle übertragen. Entwickler Shuveb Hussain beschreibt, wie er seine App-Sales durch Freemium abwürgte. Vorweg: Comfy Read (2,99 Euro) ist als Kauf-App zurück. Nicht alle App-Ideen funktionieren als Freemium:

In the 5 months that Comfy Read was on the app store, users had sent close to 10,000 articles to their Kindle devices. […] In the past 20 days, Comfy Read 2 has seen just 5 in-app purchases. […] Some app ideas simply don’t lend themselves to a freemium model, financially speaking. One thing freemium compensates for is the lack of a free trial system in the App Store. But that is not a business model problem. Both these are often confused for the other. There is an interplay between them, but apps still need to balance free downloads and sales conversions with a balance of free and freemium features. Creating a freemium model that works is something that a lot of thought needs to go into. After all, even if many users end up using the free bit of your app, it will still be worth all the word of mouth marketing for your app. [ Shuveb Hussain ]

Unread - RSS News Reader Unread von Jared Sinclair ( iPhone, iPad, beide mit In-App-Käufen plus freiwillige „Spende“ ) brachte dem Entwickler im ersten Jahr 21.000 US-Dollar, netto. Oder 1.750 US-Dollar pro Monat. Sein Fazit von 2014:

Considering the enormous amount of effort I have put into these apps over the past year, that’s a depressing figure. I try not to think about the salary I could earn if I worked for another company, with my skills and qualifications. It’s also a solid piece of evidence that shows that paid-up-front app sales are not a sustainable way to make money on the App Store. [ Jared Sinclair ]

Sinclair vermutet, er hätte mehr verdienen können, wenn der Einstandspreis höher gewesen wäre. Denn die größte Aufmerksamkeit haben neue Apps in den ersten beiden Wochen.

Instacast 5 - Podcast Client Instacast von Martin Hering ist noch im App Store und die Server laufen noch, aber über der Podcast-App schwebt das Damoklesschwert. Als Apple das Podcast-Format auf dem iPhone als eigenständige App anbot, begann für sogenannte Pod-Catcher eine gute Zeit. Instacast hatte in dieser Zeit alles richtig gemacht mit sinnvollen Features für Hörer und Anbieter. Darunter auch die Einbindung des Micropayment-Systems Flattr. Durch Online-Nutzer-Konten rettet Instacast die Flattr-Funktion vor der App-Inquisition durch Apple wegen eines alternativen Zahlsystems. Flattr wird noch ein bisschen weniger wichtig, merkt @Leitmedium an:

Während es für bisherige NutzerInnen etwas müßig sein wird, sich nun zwangsläufig einen neuen Client zu suchen, hat es für PodcasterInnen wahrscheinlich weitreichendere Folgen: Ich vermute, dass die monatlichen Flattr-Einnahmen für viele Formate stark einbrechen werden. [ @Leitmedium ]

Alternativen sind

  1. Overcast: 4,99 Euro als In-App-Kauf
  2. Castro: 3,99 Euro
  3. Podcat: 4,99 Euro

Wobei Podcat von Jeanette Müller die Empfehlung der deutschen Podcast-Institution Tim Pritlove persönlich erhalten hat.

Es gibt 1,7 Millionen aktive Apps im US-Store von 417.499 Entwicklern. Eine App kostet durchschnittlich 1,12 US-Dollar. Ein Spiel die Hälfte. Das Jahresabo für 14,99 Euro als Eintrittskarte für die Berechtigung über Flattr für Podcast-Inhalte zahlen zu können wie bei Instacast dürften viele Nutzer nicht verstanden und daher viele schlicht verschreckt haben. Ohne Jahresabo habe ich Instacast mit freigeschalteter Suchfunkion genutzt. Mir wird Instacast fehlen.

, , ,

Kommentare sind geschlossen.

Powered by WordPress. Designed by Woo Themes

%d Bloggern gefällt das: