Hightech und Blech

[Lesefrucht] Kennen Sie Barlow?

In der »taz« stehen heute zwar prima Sätze wie
»Superregenwurm zischte in einer irrsinnigen Geschwindigkeit am Himmel über Worms entlang, um für Recht und Ordnung in der Stadt zu sorgen«
und es wird gereimt auf Saddam komm raus:
»Wo putzt der Dabbeljuh George noch die Platte?
Was hat denn der Rumsfeld demnächst auf der Latte?
Wer muss dran glauben, wen machen sie lang?
Experten zufoge in Kürze Pjöngjang.«
Aber das Interessanteste ist einmal mehr die donnerstägliche »Internet«-Seite, auf der heute ein langes Interview mit John Perry Barlow erscheint, US-republikanischer Ex-Rinderzüchter und nach eigenem Bekunden Irgendwie-immer-noch-Hippie, Mitbegründer der »Electronic Frontier Foundation« EFF, deren bekanntestes Signum das blaue Band der freien Rede ist, in dem sich der »Vordenker der Netzkultur« zu Fragen des Copyrights, zu Kopierschutz, Überwachung und zum Internet als Lebensform äußert. Er ist wahrscheinlich der letzte Mensch auf diesem Planeten, der noch das Wort »Cyberspace« in den Mund nehmen mag.
Herr Barlow erinnert uns daran, dass die Diskussion um das sogenannte »Digital Rights Management« nicht nur hier zu Lande, wenn überhaupt, dann doch sehr betulich geführt wird. Dabei wäre es höchste Zeit, endlich in die Hufe zu kommen. Barlow warnt in der taz: »Digital Rights Management (DRM), technologisch kontrollierte Benutzerrechte, sind politisch, sind ‚Political Rights Management‘. Wenn es möglich wird, die grundlegende Architektur des Cyberspace so umzubauen, dass alles, was Leute miteinander teilen oder sich zu sagen haben, überwacht werden kann, dann werden politische Äußerungen so leicht kontrollierbar wie der Austausch von Musik.«
Scheiße, der Mann hat Recht. Also: Interview lesen und sofort einmischen. Am besten heute noch den eigenen Abgeordneten einschalten.

Links:
Dietmar Kammerer befragt John Perry Barlow