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Privatsphäre im PKW

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Zum Safer Internet Day am gestigen Dienstag (10.2) durfte eine Nachrichtenagentur die Worte von Bundesjustizminister Heiko Maas verbreiten:

Autofahrer müssen selbst entscheiden können, welche Daten erhoben und an wen diese übermittelt werden.

Was wir nicht wollen, ist aber der „gläserne“ Autofahrer, für den Bewegungsprofile erstellt und Daten über den Fahrstil gesammelt werden.

Vor allem ist aber wichtig: Die Übermittlung von Daten, zu welchen Zwecken auch immer, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung.

Ende Januar wollte der Minister noch raus aus der digitalen Bronzezeit. Jetzt steht er im Datenschutz-Stau. Das Auto ist ein Rückzugsraum, der letzte frei Schutzraum des Bürgers. Jede Änderung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung. Aber im Falle eines Unfalls – so die Vision des Ministers – soll das Auto Angehörige informieren.

Ab dem 31. März 2018 sollen laut EU alle neuen Fahrzeugmodelle mit einem automatischen Notrufsystem ausgerüstet werden. Das System nennt sich eCall und sendet automatisch per GSM das Unfall-Ereigniss und die GPS-Position an eine Notrufzentrale, die sich mittels Freisprecheinrichtung mit den Fahrzeuginsassen verständigen kann, um Rettungsmassnahmen besser koordinieren zu können. Zusätzlich soll man den Notruf manuell auslösen können.
Gut gedacht, aber wenn alle bewußtlos sind, kann niemand die Schwere der Verletzungen beschreiben. Daher wäre es vielleicht besser, die Fahrzeuge mit Systemen zur Unfallvermeidung auszustatten.

Die Technik wäre da: Autos sollten endlich eine automatische Geschwindigkeitskontrolle haben – serienmäßig. Dann kann niemand mehr rasen in der 30er-Zone.

Seine Technik ist in verschiedenen Varianten ausgereift. Alle Versionen unterstützen den Fahrer mehr oder weniger nachdrücklich dabei, sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu halten. Gezwungen wird er dazu nicht. ISA macht den Verkehr sicherer, flüssiger, leiser. Das Assistenzsystem spart Treibstoff, senkt die Feinstaub- und CO₂-Emissionen. Und niemand wird mehr geblitzt. [zeit.de]

Nimmt man dann noch Erkennungssysteme für Verkehrszeichen hinzu, wird plötzlich an Stop-Schildern tatsächlich gehalten. Autos sollten sich wie Linienbusse eine grüne Welle an den Ampeln schalten und umgekehrt bei Rotlicht zwangsgebremst werden. Vorausfahrende Fahrzeuge sollten ebenfalls ihre „Erfahrung“ weiterreichen. Nimmt man noch die Mautpläne von Infrastruktur-Kollege Dobrindt hinzu, ist der Autofahrer bereits komplett durchleuchtet.

Schon jetzt sind die Gedanken des Ministers im Wortsinn überholt, denn die Naviapp im iPhone informiert über die Reisegeschwindigkeit. Diese Daten erzeugen Echtzeit-Verkehrsinformationen und fließen in die Navigation zurück. Außerdem sollten Autos sehr wohl den Fahrstil speichern und bei außergewöhnlichen Werten oder nach einem Unfall auch melden. Die Car2Go-Leihflotte zeigt dem Fahrer seinen EcoScore an. Defensive Fahrweise wird virtuell belohnt. Da diese Autos auch mit GSM ausgestattet sind, kann man davon ausgehen, dass Mercedes diese Daten erhält und einem Nutzer zuordnen kann – im Interesse der Sicherheit von allen Verkehrsteilnehmern.

Die Daten aus den Bewegungsprofilen können sogar noch mehr. Sie könnten helfen, bessere Straßen ohne Engpässe zu bauen. Oder für die Steuererklärung das Fahrtenbuch führen. Aber im deutschen Ministerial-Horizont sind Vernetzung, Internet und große Daten-Sammlungen nicht sicher. Dann müssen Sie halt anständigt verschlüsselt werden.

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  1. Geschwindigkeitsbegrenzer » Hightech und Blech - 27. März 2015

    […] das Tempo automatisch an – allerdings nicht per Bremseingriff. Stattdessen drosselt der intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer die Motorleistung. Dies sorgt für eine besonders harmonische Verlangsamung. Falls in […]

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