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Verstrahlt für eine Ewigkeit

19860428-tagesschau

30 Jahre nach Tschernobyl. Kernkraft wurde eingeführt mit dem Versprechen von sicherer und kostenloser Elektrizität für alle. Es sollte anders kommen. Strom? Ja, aber weder sicher noch preiswert. Kernkraft wird für alle noch viel teurer.

In der Sowjetunion hat sich offenbar ein ernster Atomunfall ereignet.
[ Werner Veigel, tagesschau vom 28.4.1986 ]

Mit diesen Worten informiert Sprecher Werner Veigel erstmals in der tagesschau über das Reaktorunglück in Tschernobyl – zwei Tage nach dem Reaktorunfall, der sich als mißglücktes Experiment herausstellen sollte und ohne zu wissen, dass es sich um eines der Kernkraftwerke in Tschernobyl handelt. Vertuschung und Verharmlosung gab es nicht nur durch die sowjetischen Behörden sondern auch durch den damaligen Innenminister Friedrich Zimmermann. Eine Gefährdung bestünde nur in einem Umkreis von 30 bis 50 Kilometern um den Reaktor.

Verstrahlte bayrische Wildschweine, die noch immer nicht zum Verzehr freigegeben werden, erzählen eine andere Geschichte. Die spärlichen Informationen rund um dem havarierten Reaktorblock in der Ukraine bestärkten lediglich ein Narrativ: Bei uns ist Kernkraft sicher. Da war das Three-Mile-Island-Unglück aus dem März 1979 bereits vergessen.

Wie sicher Kernkraft [bei uns] ist, sieht man an der Diskussion um Haarrisse in belgischen Druckbehältern, vertuschten Störfallen im französischen Fessenheim und vorgetäuschten Sicherheitskontrollen am Kernkraftwerk Philippsburg. Die frischeste Entdeckung ist Schadsoftware auf Rechnern im Block B des Kernkraftwerks Gundremmingen. Und das sind nur die jüngsten Fälle nach der Flutwelle von Fukushima am 11. März 2011. Transformatorbrand in Krümmel, verrostete Fässer in Brokdorf und die Asse sind weitere Komplexe.

Das andere Märchen ist das von der Kernkraft als sauberer und preiswerter Energieträger. Die Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) übergab jetzt (27.4) ihre Empfehlungen an die Bundesregierung. Demnach müssten vier Stromkonzerne in Deutschland für die Endlagerung ihres radioaktiven Abfalls lediglich 23 Milliarden Euro in einen Fond einzahlen. Wenn es einst noch teurer werden sollte, müssen die Steuerzahler ran. Die AKW-Betreiber wehren sich: KFK Pläne überfordern jedoch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Ungeachtet dessen seien die Zwischenlagerung und Endlagerung in Deutschland allerdings operative Aufgabe des Staates, der hierfür auch die politische Verantwortung trägt.

23 Milliarden zahlt niemand freiwillig. Oder anders ausgedrückt: Kernkraft wird für alle noch viel teurer.

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2 Antworten auf Verstrahlt für eine Ewigkeit

  1. Matthias 29. April 2016 bei 15:48 #

    Als Vorsichtsmaßnahme werden in Belgien Jodtabletten ausgegeben, und zwar ab 2017 im ganzen Land, weil als neue Empfehlung ein Radius von 100 Kilometern rund um Reaktoren gilt
    http://j.mp/1T9YbbS

  2. Matthias 29. April 2016 bei 15:51 #

    In Aachen sollen die Bürger ebenfalls Zugang zu Jodtabletten erhalten
    http://j.mp/1T9YweA

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