Down the Drain. Apples AI-Offensive steht erneut unter Druck – vor allem wegen Siri. Während der Konzern seine Apple Intelligence-Plattform mit Nachdruck bewirbt, lässt die eigentliche Erneuerung des Sprachassistenten weiter auf sich warten. Nach aktuellem Stand soll die neue Version der Siri-AI erst im Frühjahr 2026 mit iOS 26.4 erscheinen – und selbst intern gibt es Zweifel, ob dieser Zeitplan zu halten ist.
Apple hatte die rundum erneuerte Siri bereits bei der WWDC 2024 als Eckpfeiler seiner KI-Strategie angekündigt. Die Funktion sollte ursprünglich 2025 eingeführt werden, bevor Apple im Juni 2025 die Veröffentlichung offiziell auf 2026 verschob. Als Grund nannte Software-Chef Craig Federighi die Notwendigkeit, Stabilität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Interne Tests hätten gezeigt, dass die Sprachassistenz noch nicht robust genug sei, um Apples Qualitätsstandards zu erfüllen.
Auch bei der WWDC 2025 blieb Siri ein sensibles Thema. Zwar versicherte Federighi, man arbeite daran, den Assistenten natürlicher und persönlicher zu gestalten, doch konkrete Fortschritte blieben rar. Drei der zentralen Versprechen – Kontextverständnis, App-Interaktion und Bildschirm-Erkennung – fehlen weiterhin.
Hinzu kommen strukturelle Probleme. Nach dem Führungswechsel von John Giannandrea zu Mike Rockwell im Frühjahr 2025 kam es laut Brancheninsidern zu Unruhe und personellen Abgängen im KI-Team. Wichtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter auch leitende Ingenieure, verließen das Projekt. Beobachter sprechen von einer Phase der Desorientierung, die Apples Fortschritte im KI-Bereich gebremst habe.
Zudem wurde das Budget für KI-Chips reduziert, was die Entwicklung verlangsamte. Statt neuer Hardware mussten die Ingenieurteams auf ältere Chipsätze zurückgreifen – ein untypisches Vorgehen für Apple, das sonst gerade durch enge Integration von Soft- und Hardware punktet.
Apple zwischen Anspruch und Realität
Mit Apple Intelligence hatte Apple im Sommer 2024 zwar eine eigene KI-Initiative gestartet, die bereits in iOS, macOS und iPadOS integriert ist. Dazu gehören Werkzeuge zum Textumformulieren, zur Bildanalyse und zur individuellen Emoji-Erstellung. Doch Siri blieb bislang weitgehend außen vor. Die aktuelle Siri-Version unter iOS 26 kann zwar längere Gesprächsverläufe analysieren, Übersetzungen in Echtzeit anbieten und einfache Automatisierungen in Kurzbefehlen erledigen – doch gegenüber der Konkurrenz von ChatGPT, Gemini oder Samsung Gauss wirkt sie weiterhin antiquiert.
Tech-Kommentatoren sehen darin ein strukturelles Problem. Während OpenAI und Google mit ihren Modellen aggressive Innovationszyklen fahren, verfolgt Apple seinen traditionellen Ansatz: lieber später liefern, dafür aber mit Datenschutz-Garantie. Privacy by Design bleibt das Hauptargument des Kalifornischen Konzerns – und zugleich der Flaschenhals für die Geschwindigkeit seiner KI-Entwicklung.
In Apples Entwicklungszentren wie auch in der Tech-Community mehren sich Stimmen, die die Versprechen der nächsten Siri-Generation für überambitioniert halten. Interne Testberichte und Entwicklerleaks deuten darauf hin, dass viele Features noch nicht in stabiler Form existieren. Selbst Apple-nahe Beobachter wie Mark Gurman sprechen von einer spürbaren Enttäuschung unter Beta-Testern.
Dennoch gibt es Anzeichen, dass Apple strategisch umsteuert. Neue Protokolle im iOS-Code Model Context Protocol deuten auf eine flexiblere KI-Struktur hin, die Siri künftig in eine Art persönliches Chatmodell verwandeln könnte – integriert ins System, aber modular wie ein ChatGPT für Apple-Geräte.
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Stand Oktober 2025 bleibt Siri die größte Baustelle in Apples KI-Strategie. Die Integration in Apple Intelligence schreitet voran, doch der intelligente Assistent, der die Vision eines persönlichen, kontextbewussten Helfers erfüllen soll, steckt weiterhin in der Beta-Phase. Selbst wenn Apple den Zeitplan für Frühjahr 2026 hält, werden Skeptiker genau hinsehen müssen, ob Siri dann tatsächlich hält, was seit nunmehr zwei Jahren versprochen wird – oder ob Apples Stimme endgültig Gefahr läuft, von der KI-Konkurrenz übertönt zu werden.