tech

Home-Shopping.

Kultige Hochstapler Ein schräges Paar mit penetrant guter Laune erlangte in den letzten Monaten in Berlin enorme Prominenz: Kate und Bob, amerikanische Home-Shopping-Stars deutscher Abstammung, die im US-Fernsehen angeblich mit ihrer Werbesendung für "The Original Wurstmaking Kit from Germany" zu Kultfiguren avancierten. Für die Plattenfirma Universal Music, die nach dem Umzug von Hamburg in die Hauptstadt neue Mitarbeiter suchte, boten sie in einer Home-Shopping-Schau auf einem Berliner TV-Sender Jobs an – und erregten damit auch in der alten Heimat mächtig Aufsehen.

Rauf und runter war in der Lokalpresse von den schillernden Persönlichkeiten die Rede, die "in Amerika praktisch in den Klatschspalten wohnen und ihre Fans auch außerhalb des Fernsehens durch skurrile Aktionen im Nachtleben von Los Angeles begeistern". Mit starkem amerikanischen Akzent traten sie im Frühstücksfernsehen bei SAT.1 auf, und zur Echo-Verleihung fuhren sie in einer Limousine vor. Woraufhin sie am nächsten Tag im Berliner "Tagesspiegel" auf einem Foto mit Bürgermeister Klaus Wowereit zu sehen waren.

Doch das Zahnpastalächeln hatten Kate und Bob, die im wahren Leben Tanja Pott und Henning Rogge heißen, keineswegs im US-Fernsehen eingeübt, sondern beim Shooting für realsatirische Stock-Fotos. Die präsentierten die Hamburger Designer schon vor einem Jahr auf ihrer vom ADC prämierten Website www.roggeundpott.de (siehe PAGE 11.2001, Seite 55). Das damals gewonnene Know-how in Sachen spießiges Styling und stereotype Posen brachten sie nun voll in ihre Universal-Music-Kampagne ein, in der sie nicht nur als Hauptfiguren auftraten, sondern auch Spots, Website, Bauzaunplakate, Anzeigen und Aufkleber gestalteten sowie – in Zusammenarbeit mit PR-Profis – die gefakte Biografie von Kate und Bob schrieben.

Das Design war eine Herausforderung. "Wie gut darf man schlecht machen, damit schlecht noch gut aussieht?" lautete die fundamentale Frage, die sich Rogge und Pott stellten. Doch die beiden hatten auch ihren Spaß: "Ob grelle Farben oder Schrift mit Schatten – bei allem, was sich für einen Designer in der Regel verbietet, konnten wir aus dem Vollen schöpfen."

Mit bis zu 150 Bewerbungen pro Tag war die Recruiting-Kampagne so erfolgreich, dass Universal Music mit Kate und Bob jetzt auch CDs verkaufen will. Eine neue Reihe von Spots läuft inzwischen bundesweit auf MTV, Viva und n-tv, in den Plattengeschäften stehen die zwei als Pappkameraden und unter www.kateandbob.de gibt’s eine eigene Website. Mal schauen, was für Publicity-Gags sich die Pseudo-Amis noch einfallen lassen. Hauptsache, es führt bei Tanja Pott und Henning Rogge nicht zur Identitätskrise. Selbst bei dem Kunden Universal Music spricht man sie schon aus Versehen als Kate oder Bob an.

Weiterführende Informationen
www.roggeundpott.de

Kommentare sind geschlossen.

Powered by WordPress. Designed by Woo Themes

%d Bloggern gefällt das: