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Comdex 99: Linux vs. Windows

Killer-Applikationen Während Bill Gates auf seiner Keynote erwartungsgemäß dem Windows-PC ein langes und erfolgreiches Leben prophezeite, das ñpersönliche Webñ ankündigte und neben Windows CE auch weitere Details von Windows 2000 erläuterte, ist für Linux-Insider das Ende der traditionellen Windows-PCs unvermeidlich, wenn auch noch in weiter Ferne. Am eindringlichsten formulierte Bob Young, Chef des größten Linux-Distributors Red Hat, die Situation zur Eröffnung der Linux Business Expo: ñUnsere Chance liegt in den Killer-Applikationen des 21. Jahrhunderts, nicht in der Neuerfindung der PC-Plattform. Keinen Anwender interessiert der Unterschied zwischen ISA-Bus und SCSI.ñ Red Hat legt alle Hoffnungen in Open-Source-Software, die über das Internet die Rechner der Anwender flutet. Nach ihrem erfolgreichen Börsengang hat sich Red Hat kurz vor der Comdex per Aktientausch mit der Firma Cygnus Solutions, Hersteller von Open-Source-Entwicklertools und den populären GCC-Compilern, zusammengetan. Der Wert des Aktientauschs entspricht 674 Millionen Dollar, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass mit Linux und Open Source eine Menge Geld zu machen ist. Der Erfinder und eifrige Promoter des Linux-Kernels, Linus Torvalds, betonte mehrfach, dass sich Linux nicht gegen Microsoft wende. Man wolle einfach nur Spaß haben und ein gutes Betriebssystem entwickeln. Zur heutigen Situation sagte er, dass Linux zwar ein mächtiger Konkurrent für NT oder Windows 2000 sei. Um aber das System für jedermann nutzbar zu machen, sei noch viel Entwicklungsarbeit nötig. Um dieses zu ermöglichen, sind zu den traditionellen Linux-Distributoren neue bekannte Namen hinzugekommen. So stellte unter anderem Corel neben Linux-tauglichen Versionen ihrer Grafik- und Officesoftware nun auch eine eigene Distribution vor. Sie soll sich vor allem durch eine besonders einfache Installation auszeichnen. Die Keynote von Gates wurde eher als langweilig empfunden. Der Microsoft-Boss eröffnete seine Ansprache mit der Frage: ñKennt jemand gute Anwaltswitze?ñ Und seine Aussage ñIn Amerika gibt es Unternehmer, die in ihren Garagen arbeiten, und Anwälte in ihren Büros im zwanzigsten Stock. Beide tun ihr Bestesñ, war auch nicht eben geschickt, denn in GatesÍ Garagen stehen bestenfalls Luxuskarossen. Torvalds Keynote glich hingegen eher einer Familienzusammenkunft, sehr ähnlich denen, die Apple-Chef Steve Jobs abzuhalten pflegt. Angekündigt wurde Torvalds von John ñmad dogñ Hall, Executive Director von Linux International. Das Publikum begrüßte den Finnen mit Standing Ovations. In seiner eher kurzen Ansprache stellte er erwartungsgemäß die Vorzüge von Open-Source-Software heraus. Den Bitten der Zuschauer nach Kommentaren zum Microsoft-Prozess wich Torvalds ebenso aus wie den Fragen zu Details über den Transmeta-Prozessor. Unter der Bezeichnung ñCrusoeñ entwickelt Torvalds Firma Transmeta einen Prozessor, der dem Vernehmen nach aus einer Hard- und Softwarekombination besteht und unter anderem x86-Code ausführt. Crusoe soll sich ideal für mobile Computer und PDAs eignen, die Rede war sogar von einer speziellen Linux-Version als Betriebssystem. Torvalds verwies Neugierige auf das Datum der Ankündigung: 19. Januar 2000.

Weiterführende Informationen
www.cs.helsinki.fi/~torvalds

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