Individuelle Klone Die neue Kollektion des Modelabels Little Red Riding Hood für Frühjahr/Sommer 2003 spielt mit dem Thema Genmanipulation. Das Motto: Tales of Tomorrow
Er ist ein Primit, ein unkontrolliert gezeugter Mensch, der nichts außer minderwertigen, zufällig kombinierten Genen in seiner DNA trägt." Dieses Zitat stammt aus einer Erzählung, die das Modelabel Little Red Riding Hood aus Köln jetzt zusammen mit seiner neuen Kollektion präsentiert. Die Geschichte handelt von Antaia, Wissenschaftlerin bei einem Genforschungslabor, das perfektionierte Embryonen in Primiten verpflanzt und austragen lässt. Eines Tages stellt Antaia bei Brüterin Nyame eine natürliche Schwangerschaft fest …
Das narrative Konzept des Modelabels, dessen Schlüsselfiguren die Modedesignerin Tara Kikkoman und der Fotograf Frédéric Leemans sind, spiegelt sich auch in seinem Namen wider: Little Red Riding Hood – auf Deutsch Rotkäppchen. Tara Kikkoman verwendet das volkstümliche Märchen von Charles Perrault und die moderne Interpretation Angela Carters, "Die Gesellschaft der Wölfe", als Inspirationsquelle. "Dabei hebt sie die Widersprüche, die sich aus dem Nebeneinander von Tradition und Fortschritt ergeben, hervor und wandelt sie in ein multilinguales Märchen der Neuzeit um", sagt Daniela Görgens, die Geschäftsführerin von Little Red Riding Hood.
Das Booklet zu jeder Kollektion beginnt immer mit einer der zahllosen Rotkäppchen-Varianten, anschließend folgt eine eigene Erzählung des Modelabels für die neuen Kreationen. Die Bildwelt hierzu ist keine Illustration der Geschichte, sie schafft eher einen Assoziationsrahmen. Für "Tales of Tomorrow" verfremdete die Theatermaskenbildnerin Nicola Pandel die Models zu Klonen. Auch das Thema virtuelle Realität griff das Modelabel auf – als Gleichnis wählte es das Puppenhaus. "Wir haben dazu im Stadtmuseum Düsseldorf alte Puppenhäuser gefilmt und darauf aufbauend zum Teil reale Hintergründe, zum Teil Räume in Photoshop erstellt", erklärt Görgens. Die Videobilder verwendete Little Red Riding Hood außerdem in einem surrealen Film.
Alles in allem setzt die Kollektion des Modellabels, analog zur Geschichte, auf Kontrastprogramm: Die Kleider der Unique Section sind einerseits auf "aggressiv dominante Persönlichkeiten" zugeschnitten – hier taucht ein Material wie Leder auf -, andererseits auf "naiv servile Charaktere" – hier erscheinen Pastellfarben oder blumige Applikationen. Das Zukunftsmärchen fügt laut Daniela Görgens Genmanipulation und Technisierung mit den archaischen Wünschen und Trieben der Menschheit zusammen. "Der vereinheitlichte Mensch sehnt sich wieder nach der Dominanz des Zufalls." Und diese Sehnsucht wird bedient: Details wie Flechtereien, Bestickungen oder spray images machen aus jedem der Stücke ein Unikat. Fazit: Der Klon wird mittels Mode zum Individuum.

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