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red dot award: communication design

Enorm homogen Ganz schön mutig, ein Modelabel zu präsentieren, ohne dabei auch nur ein Stück Mode zu zeigen. Der Japaner Ryo Teshima ging dieses Wagnis ein und führte die französische Kollektion comme ça du mode mittels Illustrationen im japanischen Markt ein. Die Jury des red dot award: communication design zeigte sich ebenfalls mutig und belohnte Ryo Teshima mit dem Grand Prix, der mit 10 000 Euro dotiert ist – mit Illustrationen einen red dot zu gewinnen, hat Seltenheitswert. Die holzschnittartigen, in japanischem Stil gehaltenen Zeichnungen zeigen jeweils zwei Lebewesen, der Name comme ça du mode taucht nur als kleiner Schriftzug auf. "Die Marke steht hier nicht im Vordergrund – das Faszinierende daran ist, dass man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt, dass es sich um eine Modekollektion für Männer und Frauen handelt", so Jean-Jacques Schaffner von Schaffner & Conzelmann aus Basel über die Entscheidung der Jury.

Zugute kam Ryo Teshima auch der Umstand, dass es verhältnismäßig wenig herausragende Arbeiten gab. "Darin bestand eine der Schwierigkeiten beim Jurieren: Alles hat sich auf einem recht hohen Niveau eingependelt, sodass sich die Differenzierung entsprechend schwierig gestaltete", erläutert Jean-Jacques Schaffner. Beispielsweise gab es eine ganze Reihe Drucksachen von Autoherstellern, die alle gut gestaltet und schön fotografiert waren, ohne dabei aber das gewisse Etwas zu haben.

Quantitativ gesehen ging es jedenfalls bergauf: Während es im letzten Jahr 2512 Arbeiten aus 22 Ländern waren, begutachteten die Juroren dieses Mal 2686 Exponate aus 18 Nationen. Nach drei langen Tagen verliehen sie 222 Auszeichnungen: 202-mal den red dot award für hohe und 20-mal den red dot: best of the best für höchste Designqualität. In den meisten Fällen erfolgte das Urteil einstimmig – was auch für den mit insgesamt 2500 Euro dotierten Juniorpreis galt. Diesen gewannen Thorsten Steidle und Nadja Riedel, beide von der Fachhochschule Schwäbisch-Gmünd, mit ihrem Flugraumsicherungssystem Atana. Mittlerweile gibt es dazu eine Webseite (www.a-t-a-n-a.de), auf der sich Interessierte über das System informieren können.

Gerade im Bereich der interaktiven Medien trennte sich schnell die Spreu vom Weizen. "Wir haben uns zahlreiche Websites angeschaut, die, was das Visuelle angeht, sauber gestaltet waren, aber es gab nur wenige, bei denen wir sagten: ,Wow, so etwas haben wir noch nie gesehen?", so Robert Paulmann, Kreativ-Direktor bei MetaDesign, Berlin. Viel Spaß hatten die Juroren vor allem bei den studentischen Arbeiten, wobei Paulmann anmerkte, man müsse hier natürlich immer im Hinterkopf behalten, dass sie es leichter hätten als kommerzielle Projekte, da sie unter ganz anderen zeitlichen, inhaltlichen und formalen Voraussetzungen entstehen.

Persönlich gefiel Robert Paulmann die Arbeit "Das Korsakow Syndrom" von Florian Thalhofer aus Berlin sehr. "Dieser in Director erstellte nonlineare und interaktive Dokumentarfilm zum Thema Alkoholismus ist sehr klar und schön gestaltet ? auch den Umgang mit dem Sound fand ich gelungen." Dass Florian Thalhofer, der mittlerweile einen Lehrauftrag an der Universität der Künste Berlin hat, dafür "nur" einen red dot für hohe Designqualität bekam, mag daran liegen, dass nicht das Design, sondern eher der Inhalt im Vordergrund stand. Inzwischen arbeitet er zusammen mit Willem Velthoven an der Entwicklung einer Software mit dem Namen Korsakow-System, die es auch anderen Studenten ermöglichen soll, in einer modularen Lösung immer neue interaktive Narrationen zu erzeugen.

Kann man sich nach dem tagelangen Betrachten von Webseiten überhaupt noch auf sein Urteilsvermögen verlassen? "Ja, schon", meint Robert Paulmann, "was allerdings manchmal zu kurz dabei kommt, ist das Durchschauen und Bewerten der Informationsarchitektur. Die Bewertung geht schon sehr stark über den rein visuellen Eindruck, und das ist in einigen Fällen vielleicht etwas ungerecht." Die Preisverleihung findet am 15. November 2002 in Essen statt. Dann startet auch die vierwöchige Ausstellung der prämierten Arbeiten im Design Zentrum Nordrhein Westfalen.

Weiterführende Informationen
www.a-t-a-n-a.de

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