
Sonntagsfrage als Sicherheitsfrage. Der jüngste Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin hat weniger den Eindruck eines sorgfältig orchestrierten diplomatischen Manövers hinterlassen als den einer improvisierten Begegnung – zumindest auf amerikanischer Seite. Berichten zufolge sollen Unterlagen im Hoteldrucker vergessen worden sein, und Beobachter sind sich einig: Trump vertraut eher seinem Bauchgefühl und den Ratschlägen persönlicher Vertrauter als den Analysen seiner außenpolitischen Experten.
Für Putin hingegen war dies ein Heimspiel. Der Kremlchef kam vorbereitet, mit klaren strategischen Zielen: das internationale Narrativ zugunsten Russlands zu verschieben, die Sanktionen zumindest perspektivisch zu lockern und die transatlantische Einheit weiter zu schwächen. In dieser Konstellation wirkt Trump wie ein Präsident, der sich mehr als Freund und weniger als Gegenspieler versteht – eine Rolle, die in der Machtpolitik schnell zur Schwäche wird.
The top-class meeting between US President Donald Trump and his Russian counterpart Vladimir Putin was considered an important step towards peace in the Ukraine war. But with no ceasefire and an invitation to Moscow, the almost three-hour meeting between the two heads of state has raised more questions than answers.
[ bbc.co.uk ]
Europa könnte der große Verlierer dieses Gipfels werden. Denn wenn Washington die klassischen Leitplanken seiner Außenpolitik vernachlässigt, droht eine sicherheitspolitische Schieflage. Drei Risiken zeichnen sich ab:
1. Erosion der NATO-Kohäsion
Trump stellt seit Langem infrage, ob die USA weiterhin den Löwenanteil der Verteidigungslasten tragen sollten. Ein Putin, der solche Zweifel verstärkt, könnte die Bündnissolidarität unterminieren. Für osteuropäische Staaten wie Polen oder die baltischen Länder ist das ein sicherheitspolitischer Albtraum.
2. Russlands wachsende Einflusszonen
Ohne entschlossene amerikanische Gegenstrategie könnten russische Narrative in Südosteuropa und auf dem Balkan an Boden gewinnen. Europa stünde vor der Aufgabe, diplomatische Lücken zu schließen, die Washington hinterlässt – ohne die entsprechende geopolitische Schlagkraft.
3. Spaltung der EU
Sollte Trump Putins Linie de facto tolerieren, könnte das einige EU-Staaten ermutigen, pragmatische Deals mit Moskau zu suchen. Das verschärft die ohnehin fragile Einigkeit der Union in außenpolitischen Fragen.
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Der Gipfel war weniger ein diplomatischer Kraftakt als ein symbolischer Schulterschluss zweier Alphatiere. Für Putin ein Triumph, für Trump ein „guter Deal“ im eigenen Verständnis – für Europa jedoch ein Warnsignal: Wenn die USA ihre Rolle als Garant der Sicherheitsordnung aufweichen, wird der Kontinent gezwungen sein, seine strategische Autonomie schneller und konsequenter auszubauen. Andernfalls könnte sich Europa in einer Welt wiederfinden, in der es nicht mehr um Regeln, sondern um rohe Macht geht.
[ npr.org ]

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