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MACup 01.2003: Vetternwirtschaft bei Apple?

Old Boys Network Die Skandale an der Wall Street haben die Wirtschaft der USA in eine der schlimmsten Vertrauenskrisen seit der Großen Depression vor 80 Jahren gestürzt. Kriminelle Machenschaften wie beim Stromkonzern Enron, bei denen die inzwischen praktisch aufgelöste Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen kräftig mitmanipuliert und abkassiert hat, führen nun in Amerika dazu, dass die Führungsgremien der großen Konzerne kritischer denn je unter die Lupe genommen werden.

Bei der jüngsten Untersuchung des führenden US-Wirtschaftsmagazins Business Week (BW) zur Qualität des Top-Managements hat es nun Apple voll getroffen. Die Redakteure von BW wählten den Verwaltungsrat von Apple auf die Liste der acht schlechtesten Boards of Directors in den Vereinigten Staaten. Aus der IT-Branche kamen Intel und Texas Instruments in dem Report besonders gut weg. Ihnen und sechs weiteren Unternehmen bescheinigte die Zeitschrift das beste Board. Auf der Verliererliste landete neben Apple und Xerox nur noch ein weiteres High-Tech-Unternehmen.

Wer ist das Board?
Bevor MACup die Vorwürfe gegen die Apple Computer Inc. im Einzelnen erläutert und der Frage nachgeht, ob die schlechte Einstufung des Unternehmens tatsächlich gerechtfertigt ist, eine Erläuterung: Das Board of Directors (BoD) von US-Unternehmen wird in der Regel mit dem deutschen Wort Verwaltungsrat übersetzt. Mit den Gremien in den Führungsetagen deutscher Konzerne ist das BoD aber kaum vergleichbar.

In einer deutschen Aktiengesellschaft (AG) führt der Vorstand das operative Geschäft unter eigener Verantwortung. Der Vorstand wird vom Aufsichtsrat kontrolliert. Die Hauptversammlung als oberstes Organ der Aktionäre wählt die Vertreter des Kapitals in den Aufsichtsrat, entlastet den Vorstand und den Aufsichtsrat und beschließt über die Verwendung des Bilanzgewinns.

Unternehmen in den USA, die an den Börsen notiert werden, sind anders aufgestellt. Dort gibt es keine formelle Unterscheidung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, sondern nur das einheitliche Board of Directors. Die Board-Mitglieder nehmen in erster Linie die Interessen der Aktionäre wahr. Innerhalb des Board sind die Aufgaben aber verteilt. Die Executive Officers haben die operative Leitung des Unternehmens inne, wohin-gegen die Non-Executive Officers eine Aufsichtsfunktion übernehmen – also fast wie beim deutschen Modell von Vorstand und Aufsichtsrat. Es gibt aber doch einen gravierenden Unterschied zum deutschen Modell: Wichtige Entscheidungen, beispielsweise über die Richtlinien der Geschäftspolitik, trifft das Board gemeinsam. Eine Entscheidungsferne, wie sie in Deutschland häufig zwischen dem gut informierten Vorstand und dem kaum im Thema stehenden Aufsichtsrat besteht, findet sich im Board-System in der Regel nicht.

Das Board-Modell ist stark auf eine Person zugeschnitten, den Chief Executive Officer (CEO). Und das gilt erst recht für Steve Jobs, den charismatischen Mitbegründer und CEO von Apple. Bestimmte Medien in den USA feiern Jobs regelmäßig als den Pionier des Computerzeitalters, der mit immer neuen Ideen die gesamte Branche vorantreibt. Zu den Jobs-Freunden gehört etwa das Time Magazine, das vor knapp einem Jahr mit einer exklusiven Vorab-Story über den neuen iMac Steve Jobs sogar aufs Titelbild hob.

Lesen Sie in der aktuell MACup 01.2003 – jetzt am Kiosk – wer eine Breitseite auf die Apple-Führungsspitze und insbesondere CEO Jobs abfeuerte. Autor: Christoph Dernbach

Weiterführende Informationen
MACup 01.2003

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