
Donnerstag ist Veggietag. Sie sagen, die Vegetarier würden ihnen das Schnitzel wegnehmen wollen. Jetzt nehmen sie ihnen das Veggie-Schnitzel, denn das EU-Parlament hat dafür gestimmt, Begriffe wie Wurst und Schnitzel für Fleischersatz zu verbieten. Entschieden ist die Sache aber nicht. Die 27 EU-Staaten müssen zustimmen, damit das Vorhaben in Kraft treten kann.
Den Antrag hatte die französische Konservative Céline Imart eingebracht. Sie beklagte ein echtes Verwechslungsrisiko, weil pflanzenbasierte Ersatzprodukte nicht dieselben Nährwerte böten wie ihre tierischen Originale. Ihr ginge es um Transparenz und Klarheit für den Verbraucher und um Anerkennung für die Arbeit der Landwirte, sagte Imart, die wie CDU und CSU der EVP-Fraktion angehört. Zu den Befürwortern gehört unter anderem der Verband der Fleischwirtschaft.
Die globale Produktion und der Konsum von Fleisch sind in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsen. Im Jahr 2018 wurden weltweit etwa 360 Millionen Tonnen Fleisch produziert. In den 1970er-Jahren war es nur ein Drittel der heutigen Menge. Laut Voraussagen der UN Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) wird die Produktion in den nächsten 10 Jahren noch einmal um weitere 40 Millionen Tonnen steigen. Mit den Nachhaltigkeitsvorgaben und Klimazielen der UN ist das nicht vereinbar.
Um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen und die Ökosysteme der Welt zu schützen, muss der Konsum von Fleisch, Milch und Käse deutlich reduziert werden. Dies gilt vor allen Dingen in den Industrieländern – dort, wo die Menschen besonders viel konsumieren. Die Transformation hin zu einer stärker pflanzenbetonten Ernährung ist eine gewaltige Herausforderung. In keinem Industrieland der Welt ist bisher ein nennenswerter Rückgang des Konsums zu beobachten. So hat sich in Deutschland zwar der Fleischverzehr seit 1991 um sieben Prozent reduziert. Den klimawissenschaftlichen Empfehlungen zufolge sollten im Durchschnitt nur bis zu 15 Kilogramm pro Kopf und Jahr gegessen werden. Und nicht knapp 60 wie derzeit.
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Der Feldzug gegen den Veggietag ist ein Kulturkampf der konservativen Revolution. Die Produktion ist verdreifacht, obwohl ein Viertel dessen angemessen und nachhaltig wäre. Für die Fleischindustrie geht es um die Wurst. Gleichzeitig sagt sie, dass ein Betrag zum Klimaschutz von ihr nicht zu erwarten ist und nicht zuletzt wird übersehen, dass niemand wissen möchte, was alles in die Wurst kommt.
[ tagesschau.de, boell.de ]

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