
Stilfragen am Samstag. Donald Trump lässt den Ostflügel des Weißen Hauses vollständig abreißen, um dort einen prunkvollen, rund 300 Millionen US‑Dollar teuren Ballsaal zu errichten – der bisher größte bauliche Eingriff in die Präsidentenresidenz seit dem Zweiten Weltkrieg. Der geplante White House Ballroom soll bis zu 1.000 Gäste fassen und in einem neoklassizistischen Stil mit goldenen Säulen, Kristalllüstern und Marmorböden gestaltet werden. Finanziert wird das Projekt durch private Spenden amerikanischer Großunternehmen wie Amazon, Meta, Google, Apple und Lockheed Martin, ergänzt durch Trumps eigene Mittel – insgesamt rund 300 Millionen US-Dollar.
Was vom Ergebnis zu erwarten ist: Der neue Ballsaal wird nach aktuellen Bauplänen fast doppelt so groß wie das historische Weiße Haus selbst und symbolisch auf Pracht und Repräsentation ausgelegt. Trump spricht öffentlich davon, damit einen lang gehegten Wunsch vieler Präsidenten zu erfüllen, die stets von einer festlichen Halle geträumt hätten. Kritiker hingegen sehen darin Selbstdarstellung, Geltungssucht und Geschichtsvergessenheit – einen Versuch, das Weiße Haus nach Trumps persönlichem Maßstab in ein glitzerndes Monument amerikanischer Macht zu verwandeln.
Architektur als Machtsymbol
Politische Macht drückt sich seit jeher auch in Architektur aus: Paläste, Prachtbauten und Denkmäler fungieren als Symbolräume der Autorität. Vom Schloss Versailles über den Moskauer Kreml bis zu Washingtons Kapitol wird Macht räumlich sichtbar gemacht. Architektur kann Identität stiften, zugleich aber auch Hybris verkörpern. Wenn ein Präsident die politische Residenz zu einem persönlichen Prestigeobjekt erhebt, verwischt sich die Grenze zwischen Amt und Person – aus einem Ort demokratischer Repräsentation wird ein monarchisches Bühnenbild.
Darf Macht sich im Prunk spiegeln? In demokratischen Systemen ist Repräsentation legitim, solange sie den Staat und das Amt, nicht den Amtsinhaber feiert. Pomp und Prunk können dann Ausdruck von Würde sein – etwa bei Staatsbesuchen oder Nationalfeiern. Wird Repräsentation jedoch zum Ausdruck persönlicher Eitelkeit, kippt sie in Selbstverherrlichung. Trumps Versailles am Potomac, wie Kritiker den Bau nennen, steht daher weniger für staatsbürgerliche Symbolik als für die Ästhetik des Autokraten: groß, golden, übersteigert, auf Dauer angelegt.
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Trumps Umbau des Ostflügels offenbart ein Spannungsfeld zwischen Demokratie und Personenkult. Der Ballsaal wird vermutlich architektonisch beeindruckend, politisch aber umstritten bleiben – ein Monument amerikanischer Macht, das zugleich die Frage stellt, wem diese Macht gehört: dem Amt oder dem Mann, der es innehat.

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