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ZFS: Vom Auf- und Untergang einer Idee

Schon vor der Einführung von Mac OS X 10.5 hatte die Gerüchteküche ZFS zeitweise als Nachfolger des aktuellen HFS+-Dateisystems gehandelt, später tauchte es in Betaversionen auf. Heute ist es im Hause Apple kein Thema mehr – auch in Mac OS X 10.6 ist keine Spur mehr davon zu sehen. Gewiss ist nur das Ende einer vielversprechenden Idee, Erklärungen gibt es viele.

Das 128-Bit-„Zettabyte File System“ kann nahezu unendlich große Datenmengen verwalten, bietet aber auch sonst einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Systemen wie Apples HFS+. ZFS arbeitet mit Volumes, die nicht zwingend auf einem einzelnen Datenträger unterkommen müssen: Auch einzelne Partitionen lassen sich über mehrere physische Datenträger hinweg verteilen. Das System ist somit beliebig erweiterbar. Was Time Machine als aufwendiges Zusatzfeature bietet, ist bei ZFS Standard: Das System kann leicht und schnell Abbilder eines Systems erstellen, Veränderungen inkrementell speichern und so frühere „Versionen“ von Dateien wiederherstellen. Auch soll ZFS zuverlässiger arbeiten als seine Mitbewerber: Das System versieht jeden Datenblock mit einer Prüfsumme, behebt Inkonsistenzen selbstständig und vermeidet so Datenverluste. Es kommt nicht zum Verlust von Daten, wenn der Benutzer einen Datenträger unabgemeldet vom System trennt.

Warum aber hat sich dann Apple gegen ZFS entschieden? Die Ingenieure in Cupertino hatten das Sun-System schon lange auf dem Schirm: Schon vor drei Jahren galt es als eine mögliche Neuerung für Mac OS X 10.5 Leopard, dessen Vorabversionen ebenso wie frühe Snow-Leopard-Builds mit ZFS umgehen, wenn auch nicht von ZFS-Volumes booten konnten. Zeitweise hat Apple das Dateisystem gar als eine der großen Neuerungen der Server-Version von Mac OS X 10.6 angekündigt, dann allerdings ist es plötzlich spurlos aus allen Vorab-Builds verschwunden. Und ward nimmer gesehen.

Der Unternehmer Robin Harris, der Massenspeichersysteme verkauft und bewirbt, sieht diesen Schritt als großen Nachteil für die IT-Welt. Aus verschiedenen Gründen: Nachdem Microsofts neues Dateisystem WinFS nie das Licht der Welt erblicken durfte so meint er, hätte Apple den Konkurrenten aus Redmond mit einer ZFS-Integration zu einem neuen Versuch antreiben und somit einen Fortschritt über die Systemgrenzen hinweg bewirken können. Harris stellt sich die Frage, was Apple dazu bewogen haben könnte, ZFS nicht einzusetzen. Möglicherweise habe der Mac-Hersteller Terminschwierigkeiten bekommen, vielleicht habe sich auch das „Not Invented Here“-Syndrom (NIH) eingestellt.

Allerdings ist Apple durchaus dafür bekannt, bestehende Erfindungen aufzugreifen und benutzerfreundlich umzusetzen, anstatt alles selbst zu entwickeln. Möglicherweise, so Harris, habe auch die unsichere Zukunft Suns, dessen Übernahme durch Oracle noch in der Luft schwebt, Apple zu einem Rückzieher bewogen. Oder Cupertino hat sich einfach dafür entschieden hat, dass ZFS für Benutzer als Kaufentscheidung nicht wichtig genug sei.

Aus Cupertino gibt es keine offizielle Erklärung – mit gutem Grund? Vielleicht arbeitet Apple selbst an einem neuen Speichersystem – HFS und HFS+ sind immerhin auch Entwicklungen des Herstellers.

Wie dem auch sei: ZFS wird wohl ein Exklusiv-Feature des Sun-Betriebssystems Solaris sowie der BSD-Distributionen bleiben.

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