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33 Jahre Deutsche Einheit

Der Spiegel 1989.41: 40 Jahre DDR. Ein Trauerspiel

Der Spiegel vom 9. Oktober 1989 zum Preis von 4,50 DM: 40 Jahre DDR. Ein Trauerspiel

3. Oktober. In Hamburg feiern die deutsche Staatsspitzen aus Bundestag, Bundesrat und Bundespräsident sowie Bundesregierung den Tag der Deutschen Einheit mit einem Festakt in der Elbphilharmonie. Zuvor gab es einen Gottesdienst im Hamburger Michel, der Hauptkirche St. Michaelis – obwohl es in Deutschland keine Staatsreligion gibt.

Redner wie Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonen den Gemeinsinn der Deutschen in Krisenzeiten. Nur ein starkes demokratisches Deutschland könne Verantwortung übernehmen für ein starkes Europa. In Zeiten von Krisen und Umbrüchen komme es aber auch darauf an, neue Chancen zu erkennen, fasst der NDR seine Ansprache zusammen. Angesichts von Problemen und Herausforderungen in der Welt ruft Stephan Harbarth als Präsident des Bundesverfassungsgerichts auf zu gemeinsamen Anstrengungen und Vertrauen [ ndr.de ].

Der Osten: eine westdeutsche Erfindung

Dirk Oschmann zeigt in seinem Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet, und initiiert damit eine überfällige Debatte. So schreibt es sich der Ullstein-Verlag in den Klappentext [ ullstein.de ].

Stand und Status

Dazu gehört für mich auch Fragen nach Stand und Status. Zum Gradmesser nach dem Stand der Deutschen Einheit werden immer wieder Löhne und Renten herangezogen. Demnach gebe es noch viel zu tun – auch weil die Trennung von Ost und West die von Oben und Unten verdeckt. In keinem anderen Industrieland ist sozialer Aufstieg derart schwer wie in Deutschland. Bereits in den Schulen – insbesondere in denen im Süden wie Bayern und Thüringen – ist die Durchlässigkeit nur nach unten gegeben.

In der Arbeitswelt verläuft die Trennung entlang formalen Abschlüssen und nicht nach praktischen Skills, die in modernen Unternehmen wichtiger sind. Das ist auch ein Grund, warum Digitalisierung in Deutschland immer wieder fulminant an die Wand gefahren wird. Man denke an die elektronische Gesundheitskarte oder aber auch wie etwa in Zeiten von Corona mit digitalen Abrechnungen von Testzentren betrogen werden konnte.

Damit kommen wir zu einer weiteren Spaltung der deutschen Gesellschaft, und zwar in die der Wissenschaftsleugner – gut zu sehen bei Themen wie Corona und Klima – und in die der aufgeklärten Aufklärer, die sich in jeder Diskussion immer wieder neu rechtfertigen müssen, ob etwa Tempo 100 auf den Autobahnen das Klima noch wird retten können, und die so in einem medialen Klein-Klein aufgerieben werden, damit sich im Großen-und-Ganzen nichts ändern muss.

Der Stand der Deutschen Einheit wird sich für uns alle sehr gut daran ablesen lassen, wie wir gemeinsam mit den Ergebnissen der Europawahl und den nächsten Landtagswahlen in Deutschland umgehen und welche Schlussfolgerungen wir alle daraus ziehen können.
Dazu gehören auch Fragen, die in den zurückliegenden 35 Jahren selten gestellt wurden – nämlich, wie der Westen sich ändern kann, beziehungsweise welche Gesellschaft die Deutschen für sich anstreben.

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