tech

19. Bundestreffen des Forum Typografie

Klangbilder Forum Typografie. Was überhaupt ist Musik? Was erlebt man auditiv und visuell? Kann man Gestaltung hören? Diese Art von Fragen klangen in München beim 19. Bundestreffen des Forum Typografie an, das dieses Mal unter dem Motto "zukunfts[mu’zi:k] – Typografie und Ton im Dialog" stattfand. Zwischen den Eckpfeilern Sonifikation und Visualisierung bekamen die Teilnehmer Hochkarätiges wie auch Erfrischendes geboten.

Der Leipziger Musiker und Komponist Steffen Schleiermacher und Professor Michael Klar vom Institut für Transmediale Gestaltung der Universität der Künste Berlin konstatierten, dass es nur wenig wirkliche Kontroversen zum Verhältnis Bild und Klang gibt – so kam das geplante Streitgespräch nicht zustande. Stattdessen erklärten sie, dass viele moderne Musiker eine Synthese zwischen den Disziplinen herstellten – einer der Pioniere war etwa John Cage, der, aufbauend auf grafisch variablen Systemen, musikalisch frei interpretierbare Partituren schuf. Michael Klars Fazit lautete, man müsse "mit den Augen hören". In einem der fesselndsten Vorträge des Forums verdeutlichte die Journalistin Dr. Elvira Seiwert den synästhetischen Zusammenhang zwischen den Disziplinen – das Auge übernimmt die Polizistenrolle und prüft anhand der Notation die Ausgewogenheit der Komposition. Unregelmäßigkeiten in der grafischen Niederschrift schlagen sich ebenfalls in der Musik nieder.

Zur Sprache kamen auch kommerzielle Aspekte: Jürgen Häusler, CEO bei Interbrand Zintzmeyer & Lux, stellte den Corporate Sound der Deutschen Telekom vor, und John Groves, Komponist für auditives Branding, zu dessen Kunden DEA, TUI und Nivea gehören, präsentierte Markensounds. Ihrer Ansicht nach sollen Marken vor allem dann akustisch kommuniziert werden, wenn das Auge nicht mehr erreichbar ist. Die Frage, warum sich auditive Reize offenbar schneller abnutzen als optische und somit Audiologos, Jingles und Earcons viel leichter nerven als ihre visuellen Pendants, sorgte nicht nur bei diesem Vortrag für Diskussionen. Möglicherweise können sich die Menschen akustischer Umweltverschmutzung schwerer entziehen oder haben diesbezüglich einfach eine niedrigere Toleranzgrenze.
Eines der Highlights im Programm bildete die Gesamtschau auf das Werk des aus der Schweiz stammenden Grafikers Niklaus Troxler, einem meisterhaften Vertreter des Musikplakats. Im Gegensatz dazu konnten die Teilnehmerarbeiten zum Thema Typo und Ton nicht überzeugen und waren nicht besonders repräsentativ. Überhaupt: Etwas mehr gestalterische Zukunft und weniger Musik hätten dem Kongress gut getan. Trotzdem beeindruckte die Dichte der Vorträge, und einmal mehr konnte man feststellen, welch nie versiegende Inspirationsquelle das weite Spektrum der Musik darstellt.
Autor: Klaus-Peter Staudinger, D

Kommentare sind geschlossen.

Powered by WordPress. Designed by Woo Themes

%d Bloggern gefällt das: