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.. doch besser das Auto

61 Millionen Fahrzeuge. Mehr Zweitwagen als Kinder

61 Millionen Fahrzeuge. Mehr Zweitwagen als Kinder und gerade einmal die erste Millionen E-Autos im Bestand (2023)

Sonntagsfahrer auf der IAA 2023. So schön Joggen auch sei, für manche Strecken nehme man doch besser das Auto, witzelt Bundes-Auto-Kanzler Olaf Scholz am Dienstag (5.9) zur Eröffnung der IAA in München. Dort wurde im Rahmen der Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung im Jahr 1888 vor 135 Jahren der Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 zum ersten Mal auf den Straßen Münchens vorgeführt.

Ebenfalls vor 135 Jahren ereignete sich noch eine zweite Revolution, und zwar keine 300 km von München entfernt, in Coburg in Oberfranken. In der Elektroabteilung seiner Maschinenfabrik entwickelte der Unternehmer Andreas Flocken seinerzeit mit dem Flocken Elektrowagen nämlich das wahrscheinlich erste vierrädrige Elektromobil der Welt. Auch die E-Mobilität habe tiefe Wurzeln hier in Deutschland. Von diesen tiefen Wurzeln, von 135 Jahren Erfahrung im Autobau, profitiert die Automobilwirtschaft in Deutschland bis heute, weiß Olaf Scholz (SPD) [ Rede von Bundeskanzler Scholz ].

Scholz fordert erschwingliche E-Autos, nicht weniger als 15 Millionen bis zum Jahr 2030, damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird und zugleich starkes Industrieland bleibt.
Scholz fordert mehr Ladepunkte gegen die Reichweitenangst zum Beispiel bei den meisten Tankstellen.

Aber angesichts von 61 Millionen Fahrzeugen in Deutschland, davon fast 50 Millionen PKW, von denen jetzt die erste Million rein elektrisch angetrieben wird, einfach mehr Autos zu fordern und zu fördern, dürfte an allen realistischen Szenarien vorbei gehen. 14 Millionen E-Autos in sieben Jahren: das sind 2 Millionen pro Jahr. Auf Basis aktueller Zulassungszahlen sind nicht einmal 450.000 elektrische Neuzulassungen realistisch.

Auch die Auflage an Tankstellenbetreiber, Elektro-Schnell-Ladeplätze einzurichten, halte ich eher für eine unbedachte Kurzschlusshandlung. Denn das Tankstellennetz ist eigentlich im schrumpfen begriffen. Viele Lagen, die besser für Wohn-Immobilien geeignet wären, gehören in der Stadtplanung der Auto-Nutzung entzogen.

Der Wechsel zum Elektromotor reicht nicht aus für die Verkehrswende. Wir brauchen weniger Autos. Nicht nur eine Antriebs-, sondern eine richtige Verkehrswende, fordert nicht nur Susanne Schwarz auf taz.de:

Autos sind eine ineffiziente Art des Personentransports – zumindest so, wie wir sie nutzen. Fast 50 Mil­lionen Pkws gibt es in Deutschland. Würde das ganze Land auf einmal einsteigen, müsste immer noch niemand auf die Rückbank. Aber es steigt ja nie ganz Deutschland auf einmal ein. Die meiste Zeit parken die Autos, statt zu fahren.

Das durchschnittlich zehn Jahre alte deutsche Durchschnittsauto wird täglich durchschnittlich rund eine halbe Stunde bewegt. Die meisten Wege sind kürzer als zehn Kilometer. Auch, wenn Olaf Scholz vielleicht häufiger das Auto nehmen will, das sind jedoch Strecken und Nutzungen, für die das Fahrrad besser geeignet ist.
Das Fahrrad ist übrigens auch eine deutsche Erfindung.

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