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Verteiltes Rechnen im Aufwind

Unter Gleichen Mit Hilfe von Peer-to-Peer, dem Verteilen großer Rechenoperationen auf viele Computer, können sich private PCs an großen Aufgaben beteiligen. Neben dem Vorreiter im Verteilten Rechnen SETI, der weltumspannenden Suche nach Radiosignalen im All, buhlen inzwischen eine ganze Reihe von Projekten unterschiedlichster Branchen um private Rechenleistung. Einige Firmen wollen mit diesem Distributed Computing (DC) sogar Geld verdienen. Peer-to-Peer gilt bei Experten als besonders zukunftsträchtige Technik. Bekannt ist der Datentransfer bislang vor allem von Musiktausch-Börsen im Internet wie Napster und Gnutella. Die Idee des privaten verteilten Rechnens beruht auf der Tatsache, dass bei einem durchschnittlichen Computer nur ein kleiner Teil der Leistung genutzt wird oder noch ein erheblicher Teil der Festplatte zur Verfügung steht. Mindestens die Hälfte der Rechenkapazität liegt brach – und kann etwa gemeinnützigen Forschungszwecken dienen. Das Prinzip des Parallel-Rechnens ist einfach: PC- und Macintosh-Besitzer müssen meist nur eine Software in Form eines Bildschirmschoners aus dem Internet herunterladen. Zusätzlich wird dem Computer eine Rechenaufgabe übermittelt. Wenn der Nutzer eine Kaffeepause macht, telefoniert oder zur Toilette geht, bearbeitet das Gerät dann diese Aufgabe. Ist der Computer im Internet eingeloggt, werden fertige Ergebnisse an den Hauptrechner überspielt und neue Teilaufgaben abgeholt. Die normale Arbeit wird davon nicht beeinträchtigt. In einem gigantischen Lauschangriff suchen etwa die Wissenschaftler des SETI-Programms (Search for Extraterrestrial Intelligence/Suche nach außerirdischer Intelligenz) bereits seit rund 40 Jahren nach Alien-Spuren. Als Wanze dienen Teleskope, die pro Sekunde Gigabytes an Radiosignalen aus dem All empfangen. Radiowellen sind ein mögliches Indiz für außerirdisches Leben, da sie interstellare Staubwolken durchdringen können und in der Natur nicht vorkommen. Das Problem ist jedoch die immense Datenmenge – was Experten vor rund drei Jahren auf die Idee brachte, die Rechenleistung mit dem Projekt SETI@home auf private Computer weltweit zu verteilen. Dazu muss die Rechenaufgabe problemlos in viele kleine Päckchen aufgeteilt werden können. Dies ist auch in der medizinischen Forschung möglich. So können freie Kapazitäten bei der Entwicklung neuer Krebs- und Aids-Medikamente helfen. Inzwischen arbeiten viele Hunderttausende privater Rechner unter anderem daran mit, bei dem Projekt folding@home Eiweißstrukturen zu ergründen. Gleich einem gigantischen Puzzlespiel werden beim THINK-Programm Moleküle auf ihre Passform hin getestet und so nach Krebs hemmenden Wirkstoffen gesucht. Das US-Unternehmen Entropia möchte die Nutzung privater Rechenzeit zum Geschäft machen. Freie Kapazitäten – von Privatleuten kostenlos zur Verfügung gestellt – sollen nach eigenen Angaben sowohl für das gemeinnützige Forschungsprojekt FightAids@home als auch für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden – zu welchen Anteilen bleibt aber unklar. Bei dem Projekt money bee analysieren inzwischen nach Angaben der Betreiber rund 15 000 private Computer Börsendaten. Bezahlt wird das Engagement mit – eventuell kostbaren – Aktienprognosen. Bei SETI reicht anscheinend die Aussicht auf einen möglichen Kontakt mit Außerirdischen für die enthusiastische Beteiligung von Technikfans – nach Angaben der Projektleitung wird inzwischen auf rund 3,5 Millionen Computern nach ETs gesucht.

Weiterführende Informationen
Seti@home
Gnutella
Money bee

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